Wie sie vielleicht schon in meinem letzten Beitrag gelesen haben, durfte ich vor Kurzem einer Veranstaltung beiwohnen, bei welcher an eine Roma, im Besonderen einer Lovarica, ein Preis verliehen wurde. Dort fiel mir wieder auf, dass es sehr unterschiedliche Roma gibt, und diese untereinander mitunter gar nicht so gut aufeinander zu sprechen sind. Zum Beispiel, bei den Lovara, sie grenzen sich von serbischen, rumänischen oder anderen Roma für mich sichtlich ab.

Wer sind denn eigentlich die Lovara – Roma…?

Der Name Lovara kommt aus dem ungarischen wo Lo´  Pferd bedeutet, und die Lovara meist Pferdehändler waren. Lovara sind eine Untergruppe der Roma und in sehr vielen europäischen Ländern vertreten. Der Ursprung der Lovara dürfte in der ehemaligen Walachei, dem heutigen Rumänien liegen. Dort waren sie vor allem Leibeigene und bekamen mit Aufhebung der Leibeigenschaft im 19. Jahrhundert die Möglichkeit weiter Richtung Norden und Nordwesten zu wandern. Sie sprechen wie viele andere Roma auch Romanes, wobei ihre spezielle Form der Sprache dem Vlach – Dialekt zugeordnet wird. Und obwohl sie Roma sind, bezeichnen sie sich als ganz eigenständige Community, welche keiner länderspezifischen Gruppe angehört.

Seit Ende der 1930er Jahre sind einige Lovara Familien vor allem im Burgenland und in Wien zu Hause. Viele Angehörige er Lovara verloren im KZ Ausschwitz ihr Leben und es gab nach dem Krieg nur wenige Überlebende dieser schrecklichen Zeit.

Künstlerische Botschafter der Lovara

Zu den wenigen Überlebenden zählt unter anderem die Großfamilie Stojka. Leider wird die Sprache fast nicht mehr gesprochen und lebt großteils in den Liedern der Lovara weiter. Ruža Nikolić Lakatos ist eine der Wenigen, welche diese Sprache in ihren Liedern und Texten bewahrt.

Dieses alte Liedgut der österreichischen Lovara wurde von der österreichischen UNESCO – Kommission in das Verzeichnis des nationalen immateriellen Kulturerbes in Österreich, in der Sparte mündlich überlieferte Traditionen aufgenommen.

Einer der wichtigsten  Vertreter dieser Musikrichtung ist Harri Stojka, welchen wir bei unserer Eröffnung am 09.03. 2019 begrüßen dürfen.

Was ich gerne wissen würde…

Ich selbst durfte schon sehr viele verschiedene Roma kennenlernen. Unterschiedlichster Herkunft und Nationalitäten. Einerseits durch meine Kinder, die schon seit frühester Kindheit  einen sehr bunten Freundeskreis haben, aber auch durch eigene Freunde oder Klientinnen. Was mir persönlich immer wieder auffällt, wie unterschiedlich Roma mit ihrer Herkunft umgehen. Manche verweigern ihre Herkunft und wollen nichts damit zu tun haben, andere sagen stolz von sich, ich bin Zigeuner. Und andere können das Wort Zigeuner gar nicht hören und verstehen nicht wie man so über sich selbst reden kann.

Für mich „Nicht-Roma“ ist es mitunter traurig zu sehen, dass eine Gruppe von Menschen, welche letztendlich die gleichen Wurzeln haben, denen auch gleiche oder ähnliche Werte wichtig sind, so wenig wertschätzend untereinander umgeht und ich frage mich, wenn es schon im Kleinen so kompliziert ist, wie kann es im Großen funktionieren? Was brauchen wir, um einander besser zu verstehen und zu sehen was uns verbindet?

Es würde mich sehr freuen, Vertreter aus Roma Vereinen zu einem Themenabend in unserer Praxis begrüßen zu dürfen und lade Sie herzlichst zu einem Austausch von Erfahrungen und Geschichten ein!

Zi sigo,

Christiana Pachta

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